Lombardkredit: Liquidität durch Verpfändung bestimmter Sicherheiten

Viele Menschen, die kurz- oder mittelfristig Geld benötigen und etwas von Wert besitzen, bringen es in Deutschland oft in ein Pfandhaus. Dort hinterlegen sie beispielsweise eine wertvolle Uhr, ein Tablet-PC oder ihre Briefmarkensammlung und erhalten dafür einen bestimmten Betrag.

Diese Vereinbarung zwischen Pfandleiher und Kunden nennt man Pfandkredit. Der Lombardkredit funktioniert ganz ähnlich. Für wen er sich eignet, auf welchen rechtlichen Grundlagen er vergeben wird und welche Bedingungen es zu erfüllen gilt, erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist ein Lombardkredit?

Als Lombardkredit oder auch Pfandkredit bezeichnen Finanzexperten einen kurz- oder mittelfristigen Kredit, bei dem der Kreditnehmer Wertpapiere, Bankguthaben oder sonstige bewegliche Gegenstände als Sicherheit anbietet. Prinzipiell kann man verschiedene Formen des Lombardkredits unterscheiden, nämlich:

  • Effektenlombardkredit (börsengängige Wertpapiere werden verpfändet)
  • Warenlombardkredit (Vorfinanzierung von Waren, sie dienen als Kreditsicherheit)
  • Wechsellombardkredit (nach AGB Bundesbank nur für Kreditinstitute erhältlich)
  • „echter“ Lombardkredit (wird auf einem speziellen Konto bereitgestellt)
  • „unechter“ Lombardkredit (Kontokorrentkredit, hier werden Rechte oder bewegliche Sachen verpfändet)

Weitere Varianten des Lombardkredits sind der Lombardkredit der Zentralbanken für Geldinstitute, der Edelmetalllombardkredit (vor allem von Pfandleihhäusern vergeben) und der Forderungslombardkredit.

Der Lombardkredit und seine Besonderheiten

Bei einigen Kreditarten muss ein Verwendungszweck für das geliehene Geld angegeben werden bzw. ergibt sich aus der Art des Kredits, z. B. beim Immobiliendarlehen oder Kfz-Kredit. Nimmt man einen Lombardkredit in Anspruch, ist die Angabe des Verwendungszweckes nicht notwendig, man kann die Kreditsumme nach eigenen Vorstellungen nutzen.

Darüber hinaus muss man als Kreditnehmer auch die Auszahlungshöhe oder den Zeitpunkt der Auszahlung nicht von vornherein festlegen.  Die von der Bank erhobenen Zinsen werden in der Regel pro Quartal berechnet. Die Rückzahlung kann ebenfalls flexibel gestaltet werden. Konkret bedeutet dies, dass man als Kreditnehmer über mehrere Monate hinweg die Kreditsumme nutzen und in dieser Zeit nur die angefallenen Zinsen begleichen oder die gesamte Kreditsumme bereits nach einigen Wochen vollständig tilgen kann.

Für wen eignet sich der Lombardkredit?

Wenn du mit dem Gedanken spielst, einen Lombardkredit in Anspruch zu nehmen, solltest du dich mit den durch Börsenschwankungen einhergehenden Risiken sehr gut auskennen. Fachleute sind der Auffassung, dass der Lombardkredit nur für wirklich erfahrene Kreditnehmer geeignet ist, die um die Marktrisiken wissen, die mit dieser Kreditart verbunden sind.

Wie lange sind Laufzeiten beim Lombardkredit

Da der Lombardkredit als kurz- bis mittelfristiger Kredit konzipiert ist, wirst du vermutlich keinen Anbieter finden, der dir eine übermäßig lange Laufzeit für diese Kreditart anbietet. Die Laufzeiten eines Lombardkredits betragen deshalb in den meisten Fällen durchschnittlich zwischen 3 und 24 Monaten.

Welche rechtlichen Grundlagen gibt es beim Lombardkredit?

Der Lombardkredit, der häufig auch als Pfandkredit bezeichnet wird, beruht auf verschiedenen gesetzlichen Grundlagen. Bei ihm handelt es sich zunächst einmal um ein Darlehen, wie es in § 488 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) definiert wird. Durch die Verpfändung wird der Kreditgeber (meist eine Bank) zum unmittelbaren oder mittelbaren Besitzer des jeweils als Kreditsicherheit dienenden Pfandgegenstandes. Normalerweise nimmt der Kreditgeber das Pfand selbst in Verwahrung oder lässt es verwahren.

Es ist aber auch möglich, einen Übergabe-Ersatz zu vereinbaren. Das funktioniert durch die Abtretung oder die Verpfändung des Herausgabeanspruches. Auch die Einräumung des Mitbesitzes gemäß § 1206 BGB kann als Übergabe-Ersatz vereinbart werden.

Eine weitere Alternative zur Übergabe ist die Übertragung des mittelbaren Besitzes. Nach § 1205 Abs. 2 BGB muss aber in diesem Fall der unmittelbare Besitzer erforderlich informiert werden. Der Kreditnehmer bzw. Sicherungsgeber bleibt rechtlich gesehen aber der Eigentümer des Pfandes.

Die kreditgebende Bank darf als Besitzer das Pfand verwerten, sobald die Zahlungsverpflichtung nicht wahrgenommen wird und die Forderung fällig ist. Rechtsgrundlage bildet hier § 1228 Abs. 2 BGB. Allerdings ist die Verwertung erst einen Monat nach Androhung vorgenommen rechtlich zulässig und darf bei einem Pfand mit Börsen- oder Marktpreis immer nur „freihändig“ über einen Makler oder über die Börse durchgeführt werden. Gesetzliche Grundlage ist § 1221 BGB.

Beleihungswert beim Lombardkredit

Als meistgenutzte Sicherheit fungieren beim Lombardkredit Wertpapiere, also Anleihen, Aktien, Fonds oder auch Zertifikate. Damit die kreditgebende Bank sie akzeptiert, müssen sie bösengängig sein. Das bedeutet, sie müssen sich möglichst leicht verlaufen lassen. Je marktgängiger sie sind, desto höher ist normalerweise die von der Bank angebotene Kreditsumme.

Wie hoch diese letztlich ist, liegt am Beleihungswert, der sich aus dem Marktwert des Wertpapiers sowie seiner vermutlichen Entwicklung errechnet. In der Regel gelten folgende Beleihungswerte für Finanzprodukte (jeweils bezogen auf den Marktwert):

  • Aktien = zwischen 40 und 70 Prozent
  • Anleihen = zwischen 50 und 80 Prozent
  • Fonds = bis zu 80 Prozent

Beispielrechnung: Du besitzt ein Aktiendepot im Wert von 20.000 Euro. Deine Bank setzt den beleihungswert auf 60 Prozent fest. In diesem Fall beträgt die maximale Kreditsumme 12.000 Euro (= 20.000 : 100 x 60).

Die wichtigsten Vorteile beim Lombardkredit

Bei allen Risiken, die der Lombardkredit birgt, hat er für den Kreditnehmer auch zahlreiche Vorteile. Durch ihn profitiert der Kreditnehmer von einem Hebeleffekt auf seine Vermögenswerte und muss andere Werte, beispielsweise Anleihen oder Aktien, nicht verkaufen, um liquide zu bleiben.

Der Lombardkredit ermöglicht es dem Kreditnehmer, neue Finanzprodukte zu kaufen und dies über den Kredit zu finanzieren. Wer diese Kreditvariante nutzt, zielt darauf ab, dass die Rendite der gekauften Investition höher als die für den Lombardkredit zu zahlenden Zinsen.

Ein weiterer Vorteil des Lombardkredits besteht darin, dass der Kreditnehmer mit der Kreditsumme Finanzprodukte kaufen und auf diese Weise sein Wertpapierdepot diversifizieren kann. Darüber hinaus macht die Flexibilität hinsichtlich der Kreditlaufzeit (nur bedingt) und der Kredithöhe sowie der Währung den Lombardkredit zu einer attraktiven Kreditform.

Die Höhe der Kreditlinie kann in Absprache zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer jederzeit verändert werden. Dazu werden einfach die verpfändeten Vermögenswerte angepasst, sodass sie dem Deckungswert entsprechen.

Ein für viele Verbraucher wesentlicher Vorteil beim Lombardkredit ist die nicht notwendige Schufa-Prüfung. Sie kann aufgrund der vereinbarten Sicherheit entfallen. Der Lombardkredit erscheint daher nicht bei der Schufa und der Schufa-Score wird nicht beeinträchtigt.

Risiken beim Lombardkredit

Neben vielen Vorteilen ist der Lombardkredit auch mit einigen Nachteilen behaftet, die du als potenzieller Kreditnehmer kennen solltest. Das größte Risiko beim Effektenlombardkredit besteht natürlich darin, dass die von die verpfändeten Wertpapiere an Wert verlieren und es so zu einer Unterdeckung kommt. Beim sogenannten Margin Call sinkt also der Wert des Pfandes unter den der Kreditsumme und muss innerhalb kürzester Zeit (oft innerhalb von 24 Stunden) durch weitere Sicherheiten wieder überschritten werden.

Auch ein Zahlungsausfall kann die Planungen gefährden. Löst du das eingesetzte Pfand nicht fristgerecht wieder aus, weil dir die Tilgung der Kreditsumme nicht gelingt, darf die kreditgebende Bank den Pfandgegenstand verwerten. So kannst du beispielsweise deine Wertpapiere vollständig verlieren, wenn die Bank sie verkauft.

Nicht direkt ein Risiko, aber eine Hürde besteht darin, dass viele Anbieter für Lombardkredite einen solchen erst ab einem bestimmten Pfandwert vergeben. Dies gilt für ein der Bank angebotenes Wertpapierdepot ebenso, wie für einen Gegenstand im Pfandhaus.

Lombardkredit Vergleich ist sinnvoll

Wie bei jedem Kredit, so lohnt sich auch beim Lombardkredit ein Vergleich verschiedener Anbieter. Eine Schwierigkeit, die sich dabei ergibt, ist die Tatsache, dass sich ein Wertpapierdepot, falls man ein solches als Sicherheit anbieten möchte, nicht so einfach auflösen und zu einer anderen Bank transferieren lässt.

Dennoch sollte man sich vor der Inanspruchnahme eines Lombardkredits ausführlich über die Konditionen möglicher Anbieter informieren, vor allem hinsichtlich der Laufzeit, der geforderten Zinssätze sowie des Beleihungswertes für Aktien, Fonds oder Anleihen. Die Konditionen können sich bei den zu vergleichenden Direktbanken oder Brokern mitunter deutlich unterscheiden.

Wer bietet einen Lombardkredit an?

Diese Kreditart wird hauptsächlich von sogenannten Direkt- bzw. Online-Banken oder auch Online-Brokern angeboten. So wird der Wertpapierkredit, wie der Lombardkredit auch heißt, unter anderem angeboten von der comdirect Bank.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Lombardkredit

Was ist ein Lombardkredit?

Beim Lombardkredit handelt es sich um einen Kredit, der durch die Verpfändung von Wertpapieren, Bankguthaben oder anderen beweglichen Gegenständen abgesichert wird. Bei dieser Kreditart handelt es sich um einen kurz- bis mittelfristig nutzbares Darlehen.

Für wen ist der Lombardkredit geeignet?

Dieser Kredit lohnt sich vor allem für Inhaber von Wertpapierdepots, denn der Lombardkredit als Effektenlombardkredit wird vor allem von Direktbanken und Online-Brokern angeboten. Der Warenlombardkredit ist für Händler geeignet, die über die Verpfändung bestellter Waren diese finanzieren. Der Edelmetalllombardkredit wird vor allem über Pfandleihhäuser abgewickelt und ist für diejenigen interessant, die beispielsweise wertvollen Schmuck verpfänden möchten.

Worauf sollte ich beim Lombardkredit Vergleich achten?

Besonders auf den eventuell verlangten Mindestwert des Pfandgegenstandes sollte man bei einem Vergleich von Lombardkrediten achten. Zudem spielen natürlich der Beleihungswert und der Zinssatz eine entscheidende Rolle.

Welche Laufzeiten haben Lombardkredite?

Dieser kurz- oder mittelfristige Kredit wird fast immer mit Laufzeiten zwischen 3 Monaten und 2 Jahren (24 Monate) angeboten. Längere Laufzeiten sind möglich aber eher selten.

Sind die Zinsen beim Lombardkredit niedriger als beim Ratenkredit?

Das sind sie tatsächlich. Grund für die vergleichsweise oft niedrigeren Zinssätze sind die vom Kreditnehmer vorgelegten Kreditsicherheiten. Weil für die kreditgebende Bank nur wenig Risiko besteht, kann sie dem Kreditnehmer besonders gute Konditionen anbieten.

Gibt es den Lombardkredit ohne Schufa?

Ja, eine Schufa-Prüfung ist aufgrund des angebotenen Pfandes nicht notwendig, da die Kreditsumme vollständig gedeckt ist. Der Lombardkredit erscheint also nicht bei der Schufa und auch der Schufa-Score wird nicht verändert.

Welche Risiken gibt es beim Lombardkredit?

Als Hauptrisiken sind der mögliche Wertverlust des Pfandes, etwa der als Sicherheit verpfändeten Wertpapiere, sowie das damit einhergehende Verwertungsrecht der kreditgebenden Bank anzusehen. Der Kreditnehmer muss weitere Sicherheiten nachreichen, wenn der Pfandwert niedriger ist, als die Kreditsumme. Kann er seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, darf die Bank die Aktien, Fonds oder Anleihen verkaufen, um keinen finanziellen Verlust zu erleiden.

Wer bietet Lombardkredite an?

Diese Kreditvariante wird einmal von der Zentralbank angeboten, allerdings nur anderen Geldinstituten. Darüber hinaus können Verbraucher einen Lombardkredit bei einer Direkt- bzw. Online-Bank oder über ihren Online-Broker erhalten.

Fazit: Lombardkredit als Darlehen für erfahrene Kunden

Grundsätzlich kann jeder Verbraucher mit einem Wertpapierdepot einen Lombardkredit in Anspruch nehmen. Allerdings sollte der Kreditnehmer um die Risiken wissen, die sich aufgrund fallender Börsenkurse ergeben können. Vor allem das Absinken des Wertes der verpfändeten Wertpapiere kann zu Problemen führen, denn der Kreditnehmer muss, wenn der Wert der Sicherheit unter den Wert der Kreditsumme sinkt, weitere Sicherheiten „nachschießen“, damit der Kredit weiterhin durch die Sicherheiten gedeckt ist. Wer sich mit den Börsenmechanismen auskennt und Wertpapiere mit hoher Bonität und guten Zukunftsperspektiven im Depot hat, für den eignet sich der Lombardkredit, um eventuell sein Depot-Portfolio zu vergrößern. Dabei ist aber immer zu beachten, dass die Erträge aus erworbenen Werten immer höher ist, als der Zinssatz für den Lombardkredit.

Schreibe einen Kommentar